Vor drei Jahren begann ein Selbstversuch, der eigentlich für etwa ein Jahr laufen sollte: Wie kann man sich ohne viel Vorwissen und technische Detailkenntnisse von all dem Werbe-Tracking, von den professionellen Datensammlern und auch generell vom Werbemarkt loslösen, dabei auch staatlicher Überwachung und Geheimdiensten ebenso wie Kriminellen besser entgehen? Katharina Larisch und Volker Wittpahl haben es versucht, haben ihre Hardware und Software umgestellt, ihre Kommunikation verändert, ihre Social-Media-Nutzung umgekrempelt.
Sie wollten ausprobieren, ob eine datenschutzfreundliche digitale Existenz mit dem ganz normalen Alltag mit Familie, Freunden und Berufsleben vereinbar ist. Sie suchten sich allerdings von Anfang an Hilfe – für konkrete technische Unterstützung und für den Fall, dass was schiefgeht. Wir haben Katharina und Volker sowie ihren Coach Klaudia Zotzmann-Koch in einem Interview gefragt, was sie gelernt haben und welches Vorgehen sie empfehlen können. Wo sind sie an Grenzen gestoßen? Wie geht die Umstellung mit dem normalen Leben zusammen? Wie konsequent haben sie es durchgezogen?
Es ging langsamer als erwartet, die Hoheit über die eigenen Daten und Systeme zu erlangen, denn der Umstieg auf freie Software und die weitgehende Vermeidung von kommerzieller Software wurde ein mehrstufiger Prozess. Als die Tester ein Jahr nach Beginn des Selbstversuchs über ihre Erfahrungen bei der PrivacyWeek 2019 gesprochen haben, resümierte Katharina: „Es ist kein Projekt mehr, sondern eine Art zu leben geworden.“
Wer es selbst ausprobieren möchte, kann als Einstieg unser Kleines Einmaleins der digitalen Selbstverteidigung nutzen. Weitere vielfältige Hinweise sind auf den Webseiten von Prism Break, Data Detox Kit und Privacy Tools (Englisch) zusammengestellt.
Selbstbestimmter im Netz unterwegs
netzpolitik.org: Liebe Klaudia, lieber Volker, liebe Katharina, bitte beschreibt doch kurz, was für ein Projekt ihr zusammen durchzieht.
Volker Wittpahl: Ziel unseres Projektes war es, unter Betreuung und Anleitung herauszufinden, inwieweit es für technische Laien möglich ist, sich im privaten Umfeld digital mündig zu machen, und wie praktikabel und nutzerfreundlich diese Mündigkeit im Alltag ist.
Katharina Larisch: Ich wurde als Familienmitglied von Volker für das Projekt einfach „verkauft“ und habe initial des Hausfriedens willen mitgemacht. Nach jeder Session mit Klaudia wurde allerdings meine Laune schlechter und damit meine Motivation besser. Und meine Sensibilität für Datenlecks, vor allem im Gesundheitsbereich, hat deutlich zugenommen: Nachrichten dazu haben mich auf einmal deutlich mehr interessiert und mich förmlich angesprungen.
Klaudia Zotzmann-Koch: Nach der PrivacyWeek 2018, bei der Volker als Vortragender in Wien war, kontaktierte er mich im Nachhinein fragte, ob ich ihn und Katharina coachen könnte, um selbstbestimmter im Netz unterwegs sein zu können. Natürlich habe ich sofort Ja gesagt. Und Clemens Hopfer, den Volker ebenfalls auf der PrivacyWeek kennengelernt hat, ist wegen Linux und Hardware auch noch mit im Boot.
netzpolitik.org: Wie kam es dazu, dass ihr informationelle Selbstbestimmung ganz praktisch in die Tat umsetzen wolltet?
Katharina Larisch: Ich habe ich mich in der Vergangenheit mit Gesundheitsdaten und Datenanalytik beschäftigt und ein Gefühl dafür, was man aus scheinbar ganz harmlosen Daten lesen kann. Seitdem bekämpfe ich auch die „Ich habe ja nichts zu verbergen“-Floskel.
Volker Wittpahl: Meine Teilnahme an der PrivacyWeek in Wien und die dort gezeigten Möglichkeiten beim Umgang mit Technologie-Konzernen und durch quelloffene und freie Software waren ein Auslöser. Kurz vor der PrivacyWeek war mein damaliges Windows-Telefon kaputt gegangen, und ich hatte nur die Wahl zwischen iPhone und Android-Geräten. Als ich deswegen frustriert war, sagte mir Clemens, dass es natürlich freie Systeme gäbe, und zeigte mir sein LineageOS-Telefon. Das hat dann den Ausschlag gegeben.
Die einfachen Dinge zuerst
netzpolitik.org: Beschreibt doch mal, welche konkreten Änderungen ihr in eurem digitalen Leben vorgenommen habt und in welcher Reihenfolge ihr vorgegangen seid.
Katharina Larisch: Die einfachen Dinge zuerst: Messenger geändert, Browser mit Plugins bestückt, nichts Wichtiges mehr per unverschlüsselter E-Mail verschickt und nicht mehr im Browser auf „alles akzeptieren“ geklickt. Und dank Volker steht der Passwortmanager KeepassXC seit langem auf meiner Liste. Ich konnte mich damit noch nicht richtig anfreunden, für mich ist das ein „der Technik ausgeliefert sein“-Gefühl.
netzpolitik.org: Hast Du auch mit den einfachen Dingen begonnen, Volker?
Volker Wittpahl: Ich habe begonnen mit einer Inventur und Bestandsaufnahme von im Haushalt, also privat vorhandener Hardware, installierter und gekaufter Software inklusive Betriebsystemen sowie Internet- und Cloud-Diensten, wie auch Mail- und anderer Nutzerkonten.
Danach habe ich mich von allen „kostenfreien“ Diensten, Angeboten und Software – auch Betriebssystemen – kommerzieller Anbieter getrennt, im besonderen jener, die unter den US-amerikanischen Cloud Act fallen.
Dann habe ich mir ein Smartphone angeschafft, auf dem ein freies Betriebssystem – in meinem Falle LineageOS – eigenständig installiert wurde, natürlich mit F-Droid und nur freien und quelloffenen Apps.
Parallel begann ich mit dem Aufsetzen einer privaten Nextcloud und der Synchronisation aller Dateien und Adressdaten von dort auf allen privaten Geräten. Das endete nach einem Jahr, weil ich das Selbsthosting zugunsten von der Nutzung einer von einem deutschen Dienstleister gehosteten Nextcloud aufgegeben habe.
Außerdem wurde Linux – konkret Linux Mint – neben Windows auf den privaten Laptops installiert. Mittlerweile läuft bei mir nur noch Linux.
netzpolitik.org: Warum hast Du das Hosting von NextCloud beendet und greifst auf einen Dienstleister zurück, aus Sicherheitsgründen?
Volker Wittpahl: Mir fehlt das Wissen und die Erfahrung aus dem Bereich Server- und Netzwerkadministration, um alle notwendigen Patches und Updates regelmäßig einzuspielen. Nach dem ersten Update-Crash des Systems war für mich klar, dass der Aufwand und die Qualität eines professionellen Dienstleisters nach europäischen Sicherheitsstandards in Relation zum Selbsthosting preiswerter und zuverlässiger sind.
So niederschwellig wie möglich
netzpolitik.org: Wie kam es dazu, Klaudia, dass Du anderen helfen kannst und willst, selbstbestimmter mit den digitalen Werkzeugen umzugehen?
Klaudia Zotzmann-Koch: Ich bin Mit-Organisatorin der PrivacyWeek in Wien und seit 2015 aktiv im Chaos Computer Club. Ich habe selbst über mehrere Jahre hinweg gelernt, wie Dinge zusammenhängen, was hinter Tracking und verschiedenen Businessmodellen steht, aber auch, was man selber tun kann. In vielen Workshops, die ich seit 2016 dazu gebe, sehe ich auch, woran es immer wieder hakt und welche Fragen „Normaluser:innen“ haben.
Das sind üblicherweise ganz andere, als IT-Kundige und politische Entscheidungsträger:innen meinen. Während viel von informationeller Selbstbestimmung, informierten Zustimmungen zu Datenverarbeitung und anderen abstrakten Konstrukten geredet wird, sind die Probleme überwiegend viel weiter vorne. Schon allein Software- und Hardwarefehler zu unterscheiden, fällt den meisten schwer: Das Ding ist einfach kaputt. Selbst etwas programmieren, davon sind wir ganz weit weg. Oder auch davon, die Zusammenhänge hinter den Kulissen datenverarbeitender Firmen zu durchschauen. Für die meisten sind Datenschutzerklärungen oder AGBs unnütze Informationstexte, die man schnell wegklickt, weil man gerade ein ganz anderes Problem zu lösen hat.
Es ist mir seither ein echtes Anliegen, die Inhalte so niederschwellig wie möglich zu vermitteln. Und ich lerne selber jede Woche wieder etwas Neues, das ich dann in Workshops und Coachings einbaue und in die nächste überarbeitete Neuauflage meines Buches „Dann haben die halt meine Daten. Na und?!“, was ein weiteres Ergebnis meines Erlernten ist.
netzpolitik.org: Heute bist Du Coach, aber wie bist Du vorgegangen, um selbst digital selbstbestimmter zu werden?
Klaudia Zotzmann-Koch: Ich besuchte ab Herbst 2015 Cryptoparties und fing erst einmal mit den „Quickwins“ an, also leichten Dingen, die einfach machbar sind: Browser-Plugins für https und Adblocker nutzen. Ich wechselte zum Messenger Signal, nutzte bald eine Nextcloud. Kalender und Adressbuch wanderten von den Herstellern meiner Geräte in meine eigenen Hände.
Der Password-Safe war für mich ein „Game-Changer“. Dann habe ich meine Social-Media-Profile ausgemistet, Facebook nicht mehr benutzt, Twitter nur noch gezielt und sehr selbst-moderiert verwendet. Und danach lief das quasi spiralförmig, also Apps gegen datenschutzfreundlichere Alternativen auswechseln, Programme auf „Nachhause-Senden von Informationen“ kontrollieren. Eins nach dem anderen und immer etwas straffer.
E-Mail-Verschlüsselung war eine Herausforderung. Aber durch Menschen um mich herum war es sehr einfach, an die Informationen und an Hilfe zu kommen. Im Nachhinein kann ich nicht einmal sagen, dass mir die Umstellung sehr schwer gefallen ist, aber durch mein Umfeld war ich auch in einer privilegierten Position.
netzpolitik.org: Mit Blick auf euren ganz normalen Alltag, beruflich und privat: Wie sehr hat sich eure Techniknutzung und der Blick auf den Umgang mit Technologien verändert?
Katharina Larisch: Privat nutze ich viel mehr freie und quelloffene Software, beruflich stelle ich unangenehme Fragen wie etwa zum Datenschutz und zur digitalen mündlichen Prüfung über den Anbieter Zoom. Und ich nutze seitdem nicht mehr das Wort Datenschutz, um lästige Dinge loszuwerden, ganz im Gegenteil: Wenn jemand die Augen verdreht, singe ich das Hohelied vom Datenschutz.
Volker Wittpahl: Es hat sich sehr verändert, da ich nun bei „freien“ Angeboten kritischer den Datenschutz und die Wahrung der Privatsphäre hinterfrage. Beim Kauf von neuer Technik schaue ich immer, ob es auch eine bereits bewährte Open-Source-Lösung gibt, beispielsweise beim Smart Home.
Ich nutze im Privaten nur noch Open-Source-Software und bekomme sofort ein komisches Gefühl, wenn mich jemand nötigt, für einen Vorgang eine kommerzielle App wie die Luca-App zur Corona-Nachverfolgung oder eine „Security-App“ zur Online-Kreditkarten-Zahlung auf einem Android- oder iOS-Gerät zu installieren.
Klaudia Zotzmann-Koch: Ich versuche, auf dem Stand der Technik zu bleiben und da, wo ich Verbesserungsmöglichkeiten sehe oder auf diese hingewiesen werde, auf Open-Source-Alternativen umzusteigen. Ein bisschen was geht immer noch besser. Bei vielem haben mich Volker und Katharina tatsächlich überholt, oder sie suchen rigoroser nach quelloffenen Lösungen, wo ich auch mal bei kommerziellen Produkten hängenbleibe, die allerdings für mich immer gute Bewertungen von Datenschutzexpert:innen haben müssen.
Ein Fazit
netzpolitik.org: Was würdet ihr sagen, welche Software oder Hardware hat die größte Veränderung mit sich gebracht?
Klaudia Zotzmann-Koch: Generell hat Software für mich den größten Unterschied gemacht, eindeutig. Da ist von meinen alten „Normaluser:innen“-Gewohnheiten von vor dem Herbst 2015 fast nichts mehr übrig. Adblocker und Password-Safe waren meine größten Gewinne, und der Umstieg von Twitter ins Fediverse, wo Clemens und ich mittlerweile einen eigenen Mastodon-Server betreiben. Wir bieten auch eine ganze Open-Source-Sammlung für Autor:innen und Kreative an.
Volker Wittpahl: Beim persönlichen Verhalten war der Umstieg auf ein Smartphone mit freiem Betriebssystem und freier Software die größte Veränderung. Noch besser wurde das Gefühl beim Wechsel von LineageOS zu GrapheneOS. Seit GrapheneOS kann kein Laie mehr sagen: „Ich würde ja gern ein freies Phone haben, aber die Installation ist zu komplex für mich.“
netzpolitik.org: Was für ein Fazit würdet ihr bisher ziehen?
Volker Wittpahl: Bei mir gab es eine enorme Sensibilisierung für Aspekte des Datenmissbrauchs und für das kritische Hinterfragen bei der Anschaffung und Nutzung neuer technischer Dinge. Gefühlt gibt es bei mir weniger Auf- und Erregung durch Push-Nachrichten auf dem Smartphone.
Auf der PrivacyWeek habe ich gelernt, dass für die Sicherheit von Computer und Smartphone regelmäßige Updates wesentlich wichtiger sind als Virenschutzprogramme. Fast täglich meldet mir mein Laptop und einmal in der Woche mein Smartphone, dass wieder Software-Updates zur Installation bereitstehen. Ich freue mich jedesmal, wenn ich ein Update installieren kann: Denn dann hat sich jemand um eine Sicherheitslücke auf meinem Gerät gekümmert. Auch wenn es sich komisch anhört, aber es gibt mir ein anderes Gefühl der Sicherheit im positiven Sinne, als ich es bei den Updates der kommerziellen Programme habe.
Klaudia Zotzmann-Koch: Volker und Katharina sind sehr engagiert bei der Sache und haben es wirklich ein Jahr lang durchgezogen. Wir haben uns regelmäßig online getroffen, und sie haben auch mich immer wieder mit ihren Fragen und Recherchen an meine thematischen Grenzen gebracht. Ich habe selbst viel aus diesem Coaching gelernt. Die beiden sind noch immer fleißig dabei und tragen ihre Erfahrungen weiter. Das finde ich sehr schön zu beobachten.
netzpolitik.org: Woran seid ihr gescheitert? Was würdet ihr gern nutzen, was aber ohne richtig viel Aufwand oder viel Zeit nicht machbar war?
Katharina Larisch: Mailverschlüsselung, auch nachdem mir Klaudia den Unterschied zwischen Mail, verschlüsselter Mail und VPN-Nutzung erklärt hat. Aber diese Erklärung nutze ich bis heute, falls mal wieder ein Arztbrief per Mail ohne Verschlüsselung bei mir landet.
Klaudia Zotzmann-Koch: Ich hätte gern einen leicht zu bedienenden Static Site Generator für Webseiten. Ich warte auf eine Nutzer:innen-freundliche Umgebung, die ich dann auch wieder in Workshops unfallfrei und guten Gewissens an Einsteiger:innen weitergeben kann.
Volker Wittpahl: Zu vielen Dingen, etwa Fitnessbänder oder Smart-TVs, gibt es jede Menge Studien und Berichte über Datenschutzfragen. Aber für die Anschaffung und Einrichtung eines Privacy-freundlichen Druckers gibt es kaum Studien oder Empfehlungen, auch nicht von den Verbraucherzentralen oder Datenschützern.
„Nicht zu streng mit sich selbst sein“
netzpolitik.org: Was haltet ihr angesichts eurer Erfahrungen für ein sinnvolles Vorgehen, wenn andere nun auch etwas mehr informationelle Selbstbestimmung in die Praxis umsetzen wollen?
Katharina Larisch: Ganz einfach anfangen: soziale Medien wie Facebook meiden, ebenso Whatsapp. Es gibt ausreichend gute Alternativen.
Klaudia Zotzmann-Koch: Genau, ganz klein anfangen und nicht zuviel auf einmal umstellen. Wenn es stressig wird, fallen wir fast unweigerlich in alte Verhaltensmuster zurück, dann verzetteln wir uns. Immer eins nach dem anderen.
Für den Anfang ist der Wechsel zu beispielsweise Firefox mit dem Plugin uBlock origin eine überschaubare Sache, hilft aber schon viel. Als Zweites würde ich einen Password-Safe empfehlen. Und wenn das nach ein paar Tagen oder auch zwei, drei Wochen „sitzt“, dann das nächste angehen.
Vor allem sollte man aber während des Wegs nicht zu streng mit sich selbst sein. Wir stoßen alle an Grenzen, wo wir zum Teil nicht frei entscheiden können – im Job oder im Verein zum Beispiel, wo bestehende Strukturen da sind und wo Hinterfragen vielleicht schon zu vehementer Gegenwehr führt. Das sind dicke Bretter, die man nur über die Zeit bearbeiten kann. Auf jeden Fall nicht kleinkriegen lassen, immer wieder die Themen ansprechen. Meist ist es überraschend, wie viele Verbündete es tatsächlich schon gibt, die erleichtert sind, dass jemand das Thema angesprochen hat.
netzpolitik.org: Welche Rolle spielt Bequemlichkeit?
Volker Wittpahl: Die gleiche wie überall. Das kann man mit gesunder Ernährung oder Sport vergleichen. Prinzipiell weiß jeder, wie das funktioniert, aber sehr viele bewegen sich kaum und essen ungesund. Ähnlich wie bei Sport und Ernährung kann ich mich auch zu digitalen Aspekten mit überschaubarem Aufwand informieren und mein Verhalten ändern. Hier greifen die gleichen Verhaltensmuster.
Katharina Larisch: Bequemlichkeit spielt mit der Zeit keine Rolle mehr, man gewöhnt sich an vieles. Zudem ist der Unterschied zwischen freien und kommerziellen Produkten nicht groß, sobald man die erste Hürde genommen hat. Für die Motivation der ersten Hürde hatten wir ja Klaudia. (lacht)
Klaudia Zotzmann-Koch: Bequemlichkeit spielt eine große Rolle. Aber wenn man sich erst einmal an andere Lösungen gewöhnt hat, sind das die bequemen. Teams oder Zoom installieren? Wozu das denn? BBB und Jitsi laufen im Browser und sind viel niedrigschwelliger.
netzpolitik.org: Habt ihr politische Forderungen?
Katharina Larisch: Aufklärung, Aufklärung, Aufklärung! Ich habe nicht viel Wissen, werde aber mittlerweile als Experte gehandelt frei nach dem Motto: Unter Blinden ist der Einäugige König. Zudem wird Datenschutz zu oft als Ausrede missbraucht, um eigenes Versagen zu verschleiern.
Volker Wittpahl: Der Aussage von Katharina kann ich mich nur anschließen: aufklären und vorleben. Allein die Kenntnis um den Cloud Act und das EuGH-Urteil zum Privacy Shield machen Dich in Diskussionen auf einmal zum Experten, selbst unter studierten Informatiker:innen. Wenn dann noch rauskommt, dass man ein Smartphone mit freiem Betriebssystem nutzt, steht man nicht als digital mündiger Bürger da, sondern entweder in der Nerd- oder Fanatiker-Ecke.
Klaudia Zotzmann-Koch: Die Bildung und das Bewusstsein in der Fläche schaffen, das wäre meine Forderung. Vor allem sollten nicht wieder Digitalkonzerne diejenigen sein, die in die Schulen gehen, da alles voll ausstatten und den Kindern dann ausschließlich die eigenen Lösungen beibringen. Wir brauchen keine auf bestimmte Lösungen dressierten Leute, die nichts hinterfragen, sondern für alle solides Grundwissen, auf dem dann je nach eigenem Berufs- und Lebensweg aufgebaut werden kann.
netzpolitik.org: Wie wollt ihr weitermachen?
Katharina Larisch: Auf meiner to-do-Liste stehen noch Mailverschlüsselung und Passwortgenerator, aber ich versuche auch, Wissen weiterzugeben, beispielsweise durch eine Lehrveranstaltung zur digitalen Gesundheitskompetenz.
Volker Wittpahl: Mein Ansatz ist lebenslanges Lernen: Wenn es neue Dinge gibt, die relevant sind, etwa bei der Nutzung von Messengern, passe ich mein Verhalten an. Ich versuche, Vorbild zu sein, um anderen zu zeigen, wie digitale Mündigkeit gelebt werden kann.
Klaudia Zotzmann-Koch: Auch für mich gilt: Ich möchte selbst weiter lernen und weitergeben, was ich gelernt habe.
netzpolitik.org: Vielen Dank für das Interview und eure Zeit!
Katharina Larisch ist Professor für Physician Assistance an der Europäischen Fachhochschule und Fachärztin für Arbeitsmedizin. Sie ist Mitbegründerin und war Medical Lead des Online-Gesundheitsportals netdoktor.de.
Volker Wittpahl ist Ingenieur und Direktor des Instituts für Innovation und Technik in Berlin sowie Professor an der Klaipeda University in Litauen.
Klaudia Zotzmann-Koch ist Podcasterin und Datenschutzexpertin, gibt Workshops zu Medienkompetenz und Privatsphäre. Sie ist Autorin von Krimis, Romanen, Science Fiction sowie verschiedenen Bereichen moderner Medien.
Ein sehr wichtiger Ansatz! Nur mit dem digital mündigen Bürger werden wir die Vielzahl bestehender und immer neu entstehender digitaler Bedrohungen/Herausforderungen meistern können. Die heute bevorzugte Strategie vieler Aktivisten (und natürlich auch Politiker) besteht hingegen darin, die Bürger durch immer mehr Regulierung vor echten (und eingebildeten) Bedrohungen zu schützen – mit der Folge zunehmender digitaler Unmündigkeit.
Die Aufklärung sollte/muss auch darin bestehen, sich wieder ehrlich mit sich und seiner Umwelt zu machen:
Die Komplexität des Computers und des Digitalen lässt sich nicht verbergen. Jeder moderne Mensch muss signifikant Zeit in die Bildung über, Beschäftigung mit und Wartung von Computern/Anwendungen investieren.
Dass Computer „irgendwie gehen“ müssen oder „für mich“ da zu sein hätten und ja „so komplex“ wären, dass sie das schon „allein können müssen“, das sind die großen Werbelügen der letzten 30 Jahre, von einer Industrie, die am Ende verkaufen will und nicht gestalten. Computer können einen wichtigen Beitrag in jeder modernen Lebensrealität leisten. Ein Mensch mit mehr Computerkenntnissen hat in jeder beruflichen/gesellschaftlichen Tätigkeit einen Vorteil gegenüber einem mit weniger Kenntnissen. Zu behaupten, man brauche sowas nicht, ist genauso gelogen/vormodern, wie zu behaupten: „ich muss das nicht verstehen“.
Zur digitalen Mündigkeit gehört zuallererst die Einsicht, dass signifikantes zeitliches Investment stattfinden muss, mein ganzes Leben lang.
So funktioniert eine hochgradig arbeitsteilige und kooperative Gesellschaft halt schlich nicht, darauf zu beharren ist der sicherste Weg zum Scheitern. Was die so denkenden Nerds die letzten 20y geradezu phantastisch vorfuehren: damit ist kein Staat zu machen.
Es ist in einer hochgradig arbeitsteiligen und kooperativen Gesellschaft auch voellig ueberfluessig, alles selber zu koennen oder zu machen. Das setzt allerdings entsprechende Strukturen und robust begruendetes Vertrauen darin voraus, und das kollidiert mit den libertaeren Phantasien vieler Nerds und Querdenker.
Das halte ich, gelinde gesagt, für kurzsichtig. Menschen, mit Ihrer Position haben noch immer nicht verstanden, dass Computer nicht das nächste coole Auto oder Eigenheim sind.
Computer sind die Erweiterung Ihres eigenen Körpers und Geistes! Sie sind das intimste Gerät, dass Sie jemals verwendet haben und verwenden werden. Sie sind ein Teil von Ihnen und sie beeinflussen maßgeblich Ihren Entscheidungen und Ihren Handlungsrahmen, dadurch welche Dinge sie durch sie zu sehen bekommen und wie sie Ihnen präsentiert werden.
Dazu ist es vollkommen unnötig, dass Computer an Ihnen festgebaut oder implantiert wurden.
Wir reden hier nicht über die nächste Marktlücke, die in einer arbeitsteiligen Welt von irgendeiner Kohorte besetzt werden muss/wird. Computer existieren überall, im ganzen Markt, in jeder Tätigkeit.
Was Sie beständig leugnen ist, dass Computer den Menschen an sich erweitern. Und das bedarf der gleichen Hinwendung (mit der gleichen Ernsthaftigkeit, nicht Aufwand) wie Essen, Schlafen und Körperpflege.
Das ist kein Widerspruch, das „robust begruendete Vertrauen“ setzt hinreichendes Grundverstaendnis zur Begruendung des Vertrauens, und letztlich Kontrolle und Zieldefinition voraus. Ich bin der erste, der das aktive und qualifizierte Primat von Gesellschaft und demokratischer Politik fordert, und offene Strukturen zur moeglichst selbstbestimmten Teilhaben und Gestaltung. Nur sind technologisch hochkomplexe Gesellschaften zwangslaeufig hochgradig arbeitsteilig. Kontrolle wie Teilhabe sind nicht durch das vollstaendige Verstehen oder gar Selbermachen erreichbar, das kann schon lange kein Mensch mehr. Es geht nur ueber Strukturen, die grundlegendes Wissen und Qualifikation, Transparenz, Kompetenz und Verantwortlichkeit und damit Vertrauen und Kooperation schaffen. Das ist ein Prozess, kein Zustand: der muendige Buerger muss sich fortlaufend beteiligen. Aber er muss sich auch beteiligen koennen, qualitativ wie quantitativ, und beidem sind individuell sehr unterschiedliche Grenzen gesetzt.
Wieviele Leute und wo sind denn komplette Selbstversorger bei der Ernaehrung? Wieviele Leute koennten eine komplett selbststaendige Ernaehrung ueberhaupt skizzieren, geschweige denn real implementieren? Und wieviele Leute koennten sich auf dem verfuegbaren Land ueberhaupt vollstaendig selbststaendig ernaehren (Hint: nur ein Bruchteil der derzeitigen Bevoelkerung). Bei der Koerperpflege mal daran gedacht, wer die gesundheitliche Unbedenklichkeit von Produkten garantiert und was alleine das Abwasser von 80Mio Bundesbuergern an Infastruktur benoetigt, um nicht binnen kuerzester Zeit Koerperpflege zum kleinsten Problem der Leute werden zu lassen?
Die digitale Welt ist seit 30 Jahren Teil meiner Lebenswirklichkeit, und ich hatte das Glueck, Teile dieser Welt mit aufbauen zu koennen. Anfangs war diese Welt noch sehr ueberschaubar und offen fuer alle Teilnehmer, aber eben auch nur fuer den damals kleinen und extrem elitaeren Kreis an Teilnehmern. Und selbst da gab es schon „Admins/Entwickler (wir)“ und „User (die)“ 8)
Ich habe dabei viele Projekte und Personen aus unterschiedlichsten Gruenden scheitern sehen. Ich habe den Siegeszug gesellschaftlich massiv nachteiliger Projekte und Personen verfolgt, gefoerdert durch Ignoranz, Korruption und Bequemlichkeit in Politik und Gesellschaft. Alles nicht neu.
Interoperable, nachhaltige, inklusive und ermaechtigende Strukturen in grossen Skalen und ueber geographische, kulturelle und soziale Grenzen hinweg aufzubauen setzt ein hinreichendes Grundwissen und Grundkonsens aller Teilnehmer voraus, d’accord, aber auch das Wissen und Koennen von Funktionseliten mit Handlungskompetenz und Verantwortlichkeit.
„Interoperable, nachhaltige, inklusive und ermaechtigende Strukturen in grossen Skalen und ueber geographische, kulturelle und soziale Grenzen hinweg aufzubauen setzt ein hinreichendes Grundwissen und Grundkonsens aller Teilnehmer voraus, d’accord, aber auch das Wissen und Koennen von Funktionseliten mit Handlungskompetenz und Verantwortlichkeit.“
Yep. Eine vertrauenswürdige Umgebung zu schaffen, so dass man auf benutzbarer und von Prinzip her durchschaubarer Technik aufsetzt, wäre mal eine Richtung für unseren Planeten. Aber wir brauchen immer noch die ganzen Badass-Killer-Kinderfresser, weil die anderen auch noch welche haben, in Wirtschaft, Politik, Finanz und Medienschranz. „Beharrlichkeit“ wird auf dem Grabstein der Menschheit stehen, oder Dunning-Kruger.
Non sequitur. Man braucht keine Psychopathen, um mit Psychopathen umgehen zu koennen, ganz im Gegenteil.
Allerdings werden Psychopathen derzeit speziell im westlichen Finanzkapitalismus als Rollenmodell fuer Erfolg dargestellt, Corporations sind letztlich per Definition so.
Haha, jetzt nicht noch mit Erkenntnis kommen – wurden wir SO SCHAMLOS ausgenutzt?
Deine Ausführungen kann ich weitgehend unterschreiben. Der Haken: Wie lässt sich das Vertrauen bei jenen aufbauen, die nicht in der Lage oder willens sind, sich das erforderliche Grundwissen zu erarbeiten? Ich muss auch darauf vertrauen, dass die Ware aus Bioläden tatsächlich den propagierten Grundsätzen entsprechend erzeugt wurde, zumal ich nicht über die für Selbstversorgung erforderlichen Anbauflächen (und das Wissen) verfüge es selbst zu tun. Was beim Produktkauf hilfreich ist, sind (halbwegs) die gesetzlichen oder auch oder durch Verbandszugehörigkeit implizierte Normen und deren durch Kontrollen unterstützte Einhaltung.
Warum wird eigentlich von den Nutzenden digitaler Medien überall der Aufbau der eigenen Kompetenz gefordert? Nehmen wir das Beispiel von Rechnern im häuslichen Umfeld:
Was hat das Betriebssystem mit der Geschwätzigkeit von Browsern zu tun oder gar mit der Möglichkeit, Fingerprinting zu verhindern? Selbst bei der Nutzung des Tor-Browsers schützt mich vor dem Tracking eigentlich nur die (immer noch zu geringe) Zahl gleichartiger Browser. Wer betreibt einen eigenen Mail-, wer einen eigenen DNS-Server?
Die digitale Welt hat, wie faktisch alle anderen Fachgebiete auch, eine eigene Sprache und Spezialisierungen, die auch in dieser Sparte hohe Hürden darstellen. Studierte Informatiker haben in der Regel keine Ahnung von fachgerechter Administration und wer Rechner kann, kann noch lange keine Netzwerke. Erschwerend kommt dazu, dass es sich um eine junge Sparte handelt mit viel „learning by doing“ und Glaubenskriegen. Wer das nicht glaubt, möge sich mal in den einschlägigen Foren oder z.B. in den „Kommentaren“ zu Artikeln bei Heise umsehen. Was da abgeht erinnert zuweilen an die Brunftkämpfe von Wisenten.
Was wirklich helfen würde sind m.E. strenge gesetzliche Regelungen, die jegliches heimliches Sammeln und Handeln mit Daten, einschließlich der Bildung von Profilen auf dieser Basis unter empfindliche Strafe stellen. Es ist nahezu müßig, sich über die Forderung aus der Politik nach Vorratsdatenspeicherung zu ereifern, wenn das schon längst auf privatisierter Ebene Gang und Gäbe ist. Die praktizierte Liberalität führt zu Gleichgültigkeit und angepasstem Verhalten, denn die meisten Menschen wissen, dass sie im Digital-Universum abgezogen werden, sehen aber keine Möglichkeit, mit den immer ausgefeilteren Methoden Schritt zu halten. Das schaffen offenkundig auch auch die Angehörigen der unsere Gesellschaft mit tragenden drei Gewalten nicht.
Ich finde es ja toll, wenn es persönliches Coaching gibt – so wie im Interview beschrieben. Dennoch ist es ein Bericht über eine kleine privilegierte Gruppe. Wenn >90% einer Gesellschaft nicht wirklich wissen was sie im digitalen Universum tun, wird die persönliche Betreuung zum Problem. Die große Mehrheit hat auch kein Interesse, sich das für den Eigenschutz erforderliche Wissen anzueignen – und ich sehe das auch ein. Ich muss ja auch nicht die Maxwell-Gleichungen verstehen oder auch nur die Ohmschen Gesetze, um Strom aus der Steckdose zu zapfen. Wer in diesem Umfeld die Idee von Vertragsfreiheit und freier Entscheidung vertritt (ich kenne die These aus Diskussionen, jeder möge doch seine Daten zu fairen Preisen verkaufen dürfen), sollte sich die Frage stellen, wie wertvoll ein halbwegs kompletter Datensatz mit den z.B. von Oracle gesammelten rund 30.000 Merkmalen ist, im Vergleich zu (sagen wir) 100 Merkmalen über ein Individuum. Welchen Preis zahlt eine demokratische Gesellschaft dafür – und gibt es die dann noch (ich denke an die „Blasenbildung“ und Manipulationsmöglichkeiten)?
Um es klar zu sagen: Das beschriebene Bewusstsein ist, so wie ich es verstanden habe, auch mit der Selbsterkenntnis über die eigenen Grenzen verbunden. Meine eigenen Erfahrungen im Coaching lassen mich nicht auf langfristige und nachhaltige Erfolge hoffen. Solange es keine einschlägige Gesetzgebung gibt, werden die (Daten-) Sammler der großen Mehrheit immer weit voraus sein.
Zum Vertrauen:
Wenige werden Systeme tief durchschauen. Daher ist das mit der Regulierung und dem Aufbau von Infrastruktur, zu der eben sichere Systeme und Spezifikationen gehören, eine sinnvolle Sache. Vertrauen durch Luca-App oder zentrale Verfolgung, oder Markt regelt Corona-tests-du-kanns-nur-keine-wirksamen-selbst-bestellen, funktioniert eben nicht in Richtung Vertrauen. Vertrauen aufbauen helfen würde eben auch ein rechtlicher Rahmen, der eine Menge bösartigen Mist und konzeptionelle Rückschritte ausschließt, dass man nicht dauernd vor den Heckenschützen der Union u.a. sowie deren Wählerpotential bibbern muss. Weniger Brechreiz bei Fachkräften auslösen, weniger Auswanderungsdruck erzeugen ;).
´n Abend zusammen,
bei dem Absatz mit dem Passwortmanager bin ich sofort zu der Kommentarfunktion
gesprungen.
Ich hatte mal einen, Keypass, glaube ich, da hab ich irgendwann eine xml im Klartext
auf der Platte gefunden.
Ich hatte vordem schon eine analoge Lösung präferiert (handliches Telefonnotizbuch
beim Monitor), und werde das auch weiterhin so handhaben.
Gruß
An alle, die hier ‚XML im Klartext‘ lesen:
Selbstverständlich kann man Daten eines Passwort-Safes auch exportieren, zum Beispiel, um sie in einen anderen zu importieren. Zwecks Kompatibilität ist hier auch das ‚Klartext‘-Format XML möglich.
Zwei Fakten:
1. Man muss schon seinen Passwort-Safe mit dem Master-Passwort öffnen und im XML-Format exportieren, um ‚irgendwann‘ eine solche Datei ‚auf der Platte zu finden‘.
2. Die darin enthaltenen Passwörter werden nicht zwangsläufig ebenfalls im Klartext exportiert.
Ein Notizbuch beim Monitor als ‚Passwortsafe‘ nennt sich dagegen ‚Risikofaktor Mensch‘ – siehe auch https://de.wikipedia.org/wiki/Social_Engineering_%28Sicherheit%29
Solche Kollegen lenkt man kurz ab und schon hat man alles im Klartext, was man braucht – inkl. aller Passwörter.
Arbeitgeber solcher Kollegen sollten zeitnah ein ‚Entwicklungsgespräch‘ führen, denn ganze betriebsinterne Systeme geraten immer wieder in Gefahr durch ein einziges solches ‚Notizbuch‘.
Tolle Idee, wichtige Sache, wer’s kann und mag, soll’s unbedingt tun – aber die Arbeit, der Aufwand! Fürs Internet nehme ich einfach nur den Brave-Browser mit „UBlock origin“ und einer Menge ausgefeilter Zusatz-Filter, WhatsApp brauche ich aber einfach wegen dem Rest der Familie, meinen Chefs und meinen Angestellten, dieser Zug ist leider abgefahren, WhatsApp hat schon längst gewonnen, nicht nur bei mir, bei fast allen. Ich denke manchmal auch so bei mir: Soviel nutzt man gratis im Internet, also kann ich ruhig ein paar Daten hergeben, sei’s drum. Sollen sie sich doch bei Google, Microsoft, Zuckerberg, NSA und CIA langweilen mit meinen E-Mails, Kommentaren, Blog-Einträgen usw. vielleicht lernen sie ja sogar was brauchbares. Solange ich ein „braves Schaf“ bin, nicht kriminell und nicht querdenkerisch, kann ich mich, schön überwacht von Gates und Co, locker zurücklehnen und mein Zeug machen. Klingt nicht besonders „awoken“, ich weiss, aber dafür weniger stressig.
Könnte man das App-Versprechen mal umsetzen (Sicherer, weil nicht überall drauf zugreifen können)?
Also Gesetz: Sandbox mit Mindestanforderungen, z.B. sämtliche Rechte müssen für jede App in einer Sandbox simuliert werden, z.B. Positionsabfrage, Telefonzugriff (getunnelt mit Rückfrage, feingranularer Zugriff etc.), Dateisystem fake oder eingeschränkt, Adressbuch Fake oder eingeschränkt, usw. usf.
Dann sammelt nur noch Google Daten :). Naja, Kacken jetzt…
Als Fanatiker, wie Volker das so schön beschreibt, gilt man nicht nur, wenn man ein Smartphone mit freiem Betriebssystem hat. Es genügt schon, das Thema Datenschutz zu oft zu erwähnen. Im Büro hatte ich irgendwann das Gefühl, dass ich jetzt mal besser die Klappe halten sollte, wenn ich nicht als Störenfried bei nächster Gelegenheit einfach aussortiert werden möchte. Im Verein hat man mich irgendwann einfach nicht mehr in Email-Kopie gesetzt, weil ich an die Kritikwürdigkeit von Facebook erinnert habe. Im Bekanntenkreis hört man oft demonstrativ weg, wenn ich sage, dass man dieses oder jenes (z.B. Fotos von mir) nicht per Whatsapp schicken sollte. Oder ich bekomme tatsächlich zu hören, dass man eben zu Hause bleiben muss, wenn man Angst vor Fotos hat, weil es heute schließlich normal sei, dass immer und überall Fotos gemacht und online gestellt werden.
Datenschutz ist unbequem, das will niemand hören. Es gibt einen enormen sozialen Druck, den Mund zu halten. Und wenn man es nicht macht, kann es sehr schnell sehr einsam werden.